Es brodelte und zischte in der Halle Wellinghofen, und mit dem Schlusspfiff entlud sich die Anspannung und Begeisterung in einem einzigen Jubelschrei. 22:17 (11:8) hatten die BVB-Frauen den Buxtehuder SV besiegt, mehr als 1200 Zuschauer feierten den überraschenden Erfolg gegen den klaren Favoriten.

„Dieser Sieg heute bedeutet uns allen sehr viel“, sagte Ildiko Barna, nachdem sie die herzlichen Glückwünsche und innige Umarmung von BVB-Chef Reinhard Rauball genießen durfte. Die letzten Siege gegen Blomberg-Lippe und in Leverkusen waren eher Pflicht, nun hatten die Handballerinnen von Borussia Dortmund eine exzellente Kür abgeliefert: „Das heute war etwas ganz Besonderes“, sagte Ildiko Barna, und sie ließ spüren, wie warm es ihr in ihrem Trainer-Herzen in diesem Moment war.

Ein hartes Stück Arbeit

Denn so deutlich, wie es das Resultat am Ende aussagt, war der Erfolg nicht. Natürlich war er nach 60 packenden Minuten verdient, aber es war auch ein hartes Stück Arbeit für die Borussia. Mit acht Toren Vorsprung hatte Buxtehude noch vor wenigen Monaten das Pokalspiel in Dortmund gewonnen, „die Papierform sprach klar für den Gast“, sagte Virag Vaszari. Aber gerade die Linksaußen ging mit bestem Beispiel voran, den Favoriten zu entzaubern. Sieben Mal versenkte sie den Ball im gegnerischen Tor, die Körpersprache stimmte, sie strahlte ein beeindruckendes Selbstvertrauen aus. Sie sei gut angespielt worden, sagte sie in netter Bescheidenheit, „sie hat sich aber auch glänzend bewegt“, ergänzte Ildiko Barna.

Das hatten sich alle an diesem Nachmittag, und Clara Woltering sorgte mit unfassbaren Paraden und beeindruckenden Körper-Verrenkungen für ungläubige Gesichter bei den euphorischen Zuschauern. „Vor allem Clara hat heute den Unterschied gemacht“, sagte Gäste-Trainer Dirk Leun, und er wirkte so, als würde er die Dortmunder Torfrau am liebsten in eine große Tasche packen und mit nach Buxtehude nehmen.

Teamspirit als Erfolgsgeheimnis

Kein Zweifel: Dieses Spiel gegen einen auf dem Papier bärenstarken Gegner war so ganz nach dem Geschmack aller Borussinnen. Es war ja nicht so, dass sich alle Schwächen im Rückraum in Wohlgefallen auflösten. Aber Virag Vaszari brachte das Geheimnis des Sieges auf einen ganz simplen Nenner: „Wir haben den perfekten Teamspirit. Jeder Fehler wird von einer Mitspielerin ausgebügelt.“

Und so konnten sie sich auch einige schwächere Würfe, einige ungenaue Abspiele erlauben. Der Glaube an den Sieg war unerschütterlich. Ende der ersten Hälfte setzte sich der BVB mit 11:8 ab, das gab reichlich Mut für die zweiten 30 Minuten. Buxtehude wirkte angeschlagen und der auf dem Papier so starke Rückraum fast schon zaghaft, dort hatte man offenbar den Glauben verloren, diese Clara Woltering bezwingen zu können.

Grijseels belebt das Spiel

So zog der BVB davon, zumal sich Alina Grijseels nach ihrer Einwechslung als höchst belebendes Element entpuppte und die Abwehr dem Gegner keine Lücken bot. „Wir kommen immer besser in Schwung“, sagte Ildiko Barna, und ihrem Lächeln war anzumerken, dass sich auch bei ihr die Entspannung gelegt hatte.

BVB: Woltering, Ferenczi, Kramer, Grijseels (2), Weisheitel (1), Zimmermann, Müller (3), Traumüller, Ettaqi, van Kreij (2), Huber (2/1), Salberg, Brandt, Emberovics (4), Vaszari (7)

Gerd Strohmann (Ruhr Nachrichten)