Die Tränen flossen, es war die Zeit für sentimentale Gefühle: Nach dem letzten Heimspiel der Bundesliga-Saison verabschiedeten Borussia Dortmunds Handballfrauen die Spielerinnen, die den Klub verlassen werden. Das passende Abschiedsgeschenk gab es auch - verpackt in 60 hochdramatische Minuten, mit einem 24:24 (14:16) gegen den Vizemeister Thüringer HC.

Es war eine ganz besondere Leistung kurz vor Ende einer Saison, die viele Höhen und Tiefen parat hatte für die Borussia, die sich ein Stück weit auch rehabiliteren wollte für das letzte Heimspiel, als es gegen Bayer Leverkusen eine sehr deutliche Niederlage gesetzt hatte. "Wir wollten uns ordentlich in die Sommerpause verabschieden", gab Alina Grijseels zu.

Spektakuläre Szene

Die 21-Jährige war an der spektakulärsten Szene des gesamten Spiels beteiligt: Thüringen führte in Ballbesitz mit 24:23, 40 Sekunden vor der Schluss-Sirene hob einer der Schiedsrichter den Arm und zeigte Zeitspiel an. Mit Cleverness gelang es den Erfurterinnen, weitere 26 Sekunden von der Uhr zu nehmen, der THC provozierte einen Freiwurf nach dem anderen.

Dann aber spekulierte Caro Schmele auf einen Rückpass, fing den Ball ab - und die lange verletzte Werferin hatte beim Gegenstoß auch noch die Ruhe, um in Bedrängnis die frei stehende Grijseels anzuspielen. Der Wurf irgendwie verunglückt und im Fallen, doch mit ein wenig Glück kullerte der Ball an THC-Torfrau Dinah Eckerle vorbei ins Netz. Und in der Halle gab es kein Halten mehr.

Woltering wächst über sich hinaus

Nicht nur Trainerin Ildiko Barna sprach überglücklich von einem "perfekten Spiel. Ich bin wahnsinnig stolz auf uns!" Auch Gäste-Trainer Herbert Müller erkannte den Punktgewinn des BVB an. "Das war ein fantastisches Kampfspiel", meinte er, "wir hätten den Sack zumachen müssen. Aber so ist eben Sport."

Zwei Mal kämpften sich die BVB-Frauen nach Drei-Tore-Rückständen wieder ins Spiel, getragen von einer überragenden zweiten Hälfte von Torfrau Clara Woltering, die schier über sich hinauswuchs. Natürlich profitierte die Borussia auch von der Tatsache, dass die Gäste nur eine Auswechselspielerin mit nach Dortmund gebracht hatten. Das schmälerte den Stolz über die Leistung aber nicht.

Traumüller verlässt BVB nach acht Jahren

Dann durfte gefeiert werden. Besonders emotional geriet die Verabschiedung von Karina Traumüller, die nach acht Jahren beim BVB sich nun ihrer beruflichen Zukunft widmen und auch in ihre sauerländische Heimat Plettenberg zurückkehren wird. "Ich bin sehr stolz, diese acht Jahre Teil der BVB-Familie gewesen zu sein", meinte sie. Eine weitere Woche kann sie das noch genießen, in Celle am kommenden Samstag möchte sich die Mannschaft mit einem Sieg in die Pause verabschieden.

Für Andrea Müller endet dann sogar eine noch längere Zeit in Schwarzgelb. Die Teambetreuerin, über 16 Jahre die gute Seele der Handball-Abteilung, hört schweren Herzens auf, weil die Arbeitsbelastung und auch die Entfernung von ihrem Wohnort Darmstadt nicht mehr in Einklang zu bringen ist.

BVB: Woltering, Ferenczi, Grijseels (7/1), Huber (6/1), Schmele, Vaszari (je 3), Müller, van Kreij (je 2), Ettaqi (1), Traumüller, Kramer, Weisheitel, Zimmermann

Dirk Krampe (Ruhr Nachrichten)