33 Jahre jung, 169 Länderspiele, aber noch lange nicht müde. „Natürlich reizt mich die Nationalmannschaft noch einmal, ich habe die Tür ja auch nie zugeschlagen“, sagt Anne Müller. Erst war die Handballerin von Borussia Dortmund verletzt, dann kam im Sommer 2015 der Wechsel zum BVB, irgendwie war das Auswahlteam kein Thema mehr für die gebürtige Wattenscheiderin.

Doch dann meldete sich Nationalcoach Michael Biegler bei Ildiko Barna. „Er hat mir gesagt, es gefiele ihm sehr gut, was Anne Müller gerade leistet“, sagte die BVB-Trainerin. Natürlich habe sie ihm zugeraten, Anne Müller noch einmal in den Kader zu berufen, „es ist eine kluge Entscheidung“.

Große Hilfe für die Defensive

Also meldete sich Michael Biegler bei der 33-Jährigen, betonte in dem Gespräch, er habe sie ernsthaft im Visier, sie könne vor allem auch in der Defensive eine große Hilfe sein. „Er schätzt meine aggressive Art in der Abwehrarbeit wohl sehr“, sagt Anne Müller, will aber nicht mehr Details aus dem Gespräch vermelden.

So sehr sie der Anruf von Michael Biegler auch überrascht, auch gefreut habe, Anne Müller ist zu cool, zu ausgeglichen, um deshalb vor Glück gleich an die Decke zu springen. Ja, der Gedanke an ein Comeback in der Nationalmannschaft sei verlockend, „aber ich sehe das alles ganz entspannt, ganz gelassen“. Wenn der Bundestrainer sie mit zur EM in Schweden nähme, „klar wäre das schön“, aber typisch für sie schiebt sie auch gleich hinterher: „Wenn ich am Ende nicht dabei bin, dann bin ich auch nicht down, ich habe schon soviel erlebt“. Sie müsse ja nichts mehr beweisen.

Es kribbelt noch einmal

Stimmt soweit, aber irgendwie lässt sie schon spüren, dass es noch einmal kribbeln könnte, dass es lockt, noch einmal das Nationaltrikot überzustreifen. Sie hat sehr wohl verfolgt, dass Michael Biegler eine gute Truppe um sich versammelt, „es wird wohl richtig gut gearbeitet und es macht wohl auch richtig Spaß“.

Und so irritiert es sie auch nicht weiter, dass sie ja eigentlich nicht ins Beuteschema des Bundestrainers passt. Die EM ist nur eine Zwischenstation auf dem Weg zur WM Ende nächsten Jahres in Deutschland, Michael Biegler hat einen Verjüngungskurs angekündigt und eingeschlagen, „eigentlich passe ich da ja nicht so richtig rein“, sagt Anne Müller lächelnd. Aber so ganz ohne Erfahrung geht es eben auch nicht.

DHB-Karriere nie offiziell beendet

Und so zahlt es sich aus, dass die 33-Jährige das Kapitel Nationalmannschaft nie von ihrer Seite aus beendet hat. Sicher, „ich war dann raus“, sagt sie, aber ihre Karriere war ja nie offiziell beendet, sie hatte sich mit dem Abschied eher arrangiert, „ich hatte damit kein Problem“. Nun aber ist wieder Platz im Nationalkader, Michael Biegler hat 28 Spielerinnen für den Lehrgang am 20. November eingeladen, 16 Handballerinnen werden dann im endgültigen Kader stehen.

Und Anne Müller gibt sich gewohnt kämpferisch. „Ich hatte ein paar kleinere Wehwehchen, aber jetzt stimmt die Form. Ich gehe davon aus, dass ich dem Team auf jeden Fall helfen kann.“ Das wird Michael Biegler gern hören.

Gerd Strohmann (Ruhr Nachrichten)