Sie nahmen die Parade der jubelnden Fans gern ab, sie genossen sie sichtlich. Und natürlich zelebrierten sie auch die Welle mit dem begeisterten Publikum. Die BVB-Frauen haben den ersten Sieg der Saison eingefahren, das durfte, das musste auch gefeiert werden.

Es war, wie das Ergebnis schon sagt, ein ungefährdeter Erfolg vor 500 Zuschauern in der Halle Wellinghofen: Mit einem 30:17 (15:12) besiegten die Handballerinnen von Borussia Dortmund den TV Nellingen, es war im vierten Spiel der Saison der erste doppelte Punktgewinn, es war der Satz auf Platz sieben der Tabelle, es war ein kleiner Befreiungsschlag.

Barna zufrieden

„Diesen Sieg haben wir so sehr gebraucht“, sagte eine sichtlich erleichterte Ildiko Barna nach den 60 Minuten, „er gibt uns Selbstvertrauen für die künftigen Aufgaben, die sicher nicht leicht sind“. Doch bevor die nächsten Brocken aus dem Weg geräumt werden, galt es erst einmal für die BVB-Trainerin, ein positives Fazit aus dem souveränen Erfolg gegen den Aufsteiger zu ziehen.

Sicher, Nellingen ist nicht gerade eine Nobeladresse in der Bundesliga, manches wirkte reichlich hausbacken, Mitte der zweiten Hälfte ließ auch spürbar die Kraft nach, aber selbstverständlich war es nicht, dass die Borussia die Partie so deutlich dominierte. Dank einer anfangs überragenden Anne Müller gelang ein blitzsauberer Start, der BVB führte zügig mit 4:1, und dachte gar nicht daran, den Vorsprung noch einmal ernsthaft herzugeben. Abgesehen von einer kleinen Schwächephase zum Ende der ersten Hälfte stand die Abwehr sehr dicht, Neuzugang Mira Emberovics fügt sich immer besser ein, Hamar van Kreij bewies an der Seite von Anne Müller ihre Defensivstärke.

Woltering und Huber überragend

Das gefiel der Trainerin, aber sie hatte an diesem Abend noch andere schöne Dinge gesehen. Ausdrücklich lobte Ildiko Barna die Teamarbeit, das große Geheimnis, das aber höchst augenfällig war, waren die blitzsauberen Gegenstöße. Fast schon magisch zog Svenja Huber die weiten Bälle von Karina Traumüller und Clara Woltering an, die Torfrauen der Gäste dürften vom Dortmunder Neuzugang Alpträume in der Nacht zu Sonntag gehabt haben. Zehn Mal knallte Svenja Huber das Leder in die Nellinger Maschen, dazu kamen noch drei trocken verwandelte Siebenmeter, eine Schokoladentag der feinsten Sorte.

„Das hat heute richtig Spaß gemacht“, sagte Karina Traumüller nach der Begegnung. Das war bis in den letzten Winkel der Halle zu spüren: Die Borussia hatte ihre alte Spielfreude wieder entdeckt, es sah lockerer, leichter, mit zunehmender Spieldauer vor allem auch wieder selbstbewusster aus. Und damit es auch ja nicht doch etwas eng werden könnte, parierte eine glänzend aufgelegte Clara Woltering gleich vier Siebenmeter.

Schmele geschont

Es lief so rund, so selbstverständlich, da konnte es sich Ildiko Barna leisten, die angeschlagenen Saskia Weisheitel und Carolin Schmele weitgehend zu schonen. Und wenn jemand doch etwas Negatives an diesem Abend entdecken wollte, dann durften zwar viele schöne Tore über außen, auch Stella Kramer zeigte sich treffsicher, und vom Kreis bejubelt werden, der Rückraum steuerte aber kaum Tore bei. Da ist noch eine Menge Luft nach oben, wenn der BVB die nächsten, deutlich schwereren Aufgaben erfolgreich bestehen will. 

Gerd Strohmann (Ruhr Nachrichten)