Ildiko Barna gibt sich so gelassen wie eben möglich. Auch jetzt, nach der reichlich ernüchternden 19:29-Niederlage in Oldenburg, sei sie "nicht böse auf die Mannschaft, wir müssen jetzt cool bleiben und auch ein wenig Geduld haben. Wir werden die Situation schon meistern". In der Rückrunde würden sich die BVB-Frauen dann die Punkte zurückholen, verspricht die Trainerin der Borussia.

Nun ist das mit dem cool bleiben und der Geduld im Sport so eine Sache. Denn die Handballerinnen von Borussia Dortmund geben im Oktober 2016 sicher kein starkes Bild ab, vor allem sind sie ein gutes Stück davon entfernt, halbwegs stabile Leistungen aufs Parkett zu bringen. So eine Zehn-Tore-Niederlage bei einem Gegner, der bis dahin erst zwei Punkte in der Liga gesammelt hatte, ist sicher kein Ruhmesblatt.

Und jetzt geht es auch noch zum TuS Metzingen (Samstag, 19 Uhr). Die Gastgeber haben noch keinen Zähler abgegeben und sollten nach Ansicht von Ildiko Barna in der Lage sein, „im Titelkampf mitzumischen“. Und so will die BVB- Trainerin auch nicht zu große Hoffnungen vor der schweren Auswärtshürde wecken. „Metzingen hat gerade ein Wahnsinns-Selbstvertrauen, eigentlich sind wir derzeit nicht ihr Kaliber“.

Eine lange Reise

Es wird eine lange Reise, eine sehr lange am Samstag. Um neun Uhr will der BVB-Tross aufbrechen, Ildiko Barna rechnet mit satten sieben Stunden Fahrzeit. Herrlich viel Zeit, um die Finger in alle sportlichen Wunden zu legen. Denn die BVB-Trainerin hadert derzeit mit vielen Dingen. Es läuft nicht rund, nun in Oldenburg gab auch die zuletzt so ordentliche Abwehr ein eher schwaches Bild ab. Weit mehr aber gibt es ihr zu denken, dass der Rückraum weit entfernt ist von einer starken Vorstellung. Carolin Schmele ist gesundheitlich angeschlagen, Mira Emberovics findet nach ihrer Verletzung nur zögernd zu einer starken Form, „sie leistet sich bei den Würfen noch zuviele Fehlversuche“. Zudem wirkt Rafika Ettaqi reichlich verunsichert und Hamar van Kreij, die aus der dritten Liga kam und in der Vorbereitung so sehr auftrumpfte, scheint derzeit mit der Verantwortung verständlicherweise auch überfordert.

Genug geklagt, natürlich weiß auch Ildiko Barna in englischen Wochen um die doch enorme Belastung der Spielerinnen. „Wir müssen da jetzt durch“, betont sie, und Unruhe erlaubt sie ohnehin nicht, „ich weiß, in der Mannschaft steckt mehr, als sie im Moment zeigt“.

Keine kritischen Keulen

Und so sehr sie derzeit nicht mit kritischen Keulen um sich werfen will, so sehr erwartet sie doch, dass der Rückraum mutiger und präziser wirft, dass die Außen-Spielerinnen besser in Szene gesetzt werden. Wie schon in Oldenburg soll auch in Metzingen Vanessa Brandt, die noch bei den B-Jugendlichen spielen darf, Bundesliga-Luft schnuppern. „Sie hat sich in Oldenburg bei ihrem Debüt gut verkauft.“ Und da sich eine Ildiko Barna ohnehin nicht so schnell unterkriegen lässt, hat sie die leise Hoffnung, „dass bald der Knoten platzt“. Am liebsten in Metzingen.

Gerd Strohmann (Ruhr Nachrichten)