Der erfolgreiche EM-Auftritt der deutschen Handballerinnen nahm ein dramatisches Ende: Nach dem 22:23 (11:11) im Spiel um Platz gegen Rumänien musste Torfrau Clara Woltering auf einer Krankentrage aus der Halle gebracht werden. Spielführerin Anna Loerper war sichtlich mitgenommen: "Es ist ganz bitter, dass in der letzten Sekunde dieses Turniers ein solcher Schock passiert."

Die Dortmunderin hatte sich beim Gegentor in letzter Sekunde verletzt. Woltering habe "das Knie der Gegnerin gegen die Schläfe bekommen", heißt es in einer ersten Information des DHB. Es bestand der Verdacht auf eine Gehirnerschütterung, die aktualisierte Diagnose am Abend lautete dann: "Schwere Schädelprellung." Die deutsche Torhüterin konnte aber die Heimreise mit dem Team antreten. 

Rumäniens Siegschützin Cristina Zamfir, die unglücklich mit dem Kopf gegen Pfosten knallte, musse ebenfalls medizinisch versorgt werden. "Als sie wieder zu sich gekommen war, hat sie sich sofort entschuldigt - und Clara gute Besserung gewünscht", berichtete Loerper. 

Die zweite Turnier-Niederlage wurde damit schnell zur Nebensache. "Das war schon ein Brett gewesen - sie hat das Knie an Kopf bekommen und ist sehr sehr benommen", berichtet Bundestrainer Michael Biegler sichtlich mitgenommen, der aus Sorge um die Torhüterin die obligatorische Pressekonferenz platzen ließ und sofort in die Kabine eilte. "Es gibt keine Entwarnung; ich denke, dass der Arzt bei ihr bleiben muss." Das sportliche Ergebnis war für den Coach fast uninteressant. "Ich kann ich nicht drüber reden und will es auch gar nicht", so Biegler. "Wir haben eine kämpfende Mannschaft gesehen, die gewillt war, das Spiel zu gewinnen." 

Der Bundestrainer gab in dem sportlich unbedeutenden Spiel gegen Rumänien auch Spielerinnen wie Kreisläuferin Maike Schmelzer die Chance zur Bewährung. Am Ende eines Turniers, in dem man zuvor nur gegen den Olympia-Zweiten Frankreich verlor, sollte dies den Teamgedanken demonstrieren. 

Mit dem sechsten Platz sind daher alle zufrieden. "Wenn uns das jemand vor dem Turnier gesagt hätte, hätte ich ihn für verrückt gehalten", sagte DHB-Sportdirektor Wolfgang Sommerfeld. "Die vier Halbfinalisten sind noch etwas vor uns, aber wir haben den Rückstand zur Weltspitze deutlich verringert." Gleich nach dem Duschen ging es für die deutsche Mannschaft zurück in Richtung Heimat - aber bald werden sie zurück in Göteborg sein: Dort findet am 18. März das erste Länderspiel des WM-Jahres statt.

dpa, HBF - Foto: sportseye