Noch sind es knapp zwei Monate, bis es für die Handballerinnen von Borussia Dortmund ernst wird und mit dem TV Nellingen die erste Aufgabe der neuen Bundesliga-Saison wartet. Seit Dienstag sind die Schwarzgelben wieder im Training, der Tabellensechste der vergangenen Saison macht sich fit für die Liga und den DHB-Pokal.

Es dauert zehn, vielleicht fünfzehn Minuten, und man hat einen ganz guten Eindruck davon gewonnen, was die Spielerinnen des BVB in den kommenden Wochen wohl so erwarten wird. Treppenläufe, Ausdauer- und Krafttraining sind die dominierenden Inhalte dieser ersten Trainingseinheit. Die Luft in der Halle Wellinghofen, sofern sie denn überhaupt noch vorhanden ist, ist warm und stickig und macht das erste Training nach der Sommerpause nicht unbedingt angenehmer. „Konzentriert bleiben“, mahnt Trainerin Ildiko Barna bereits früh beim Zirkeltraining, während ihre Spielerinnen mit schweren Medizinbällen zu kämpfen haben, über Matten springen oder Hanteltraining und Sprintübungen absolvieren.

Ildiko Barna sagt, dass jetzt im Juli und im August die Grundlagen dafür geschaffen werden, „dass wir in dieser Saison weniger Verletzungen haben“ werden. Denn weniger Verletzungen, so Barna weiter, führten dazu, dass ihre Mannschaft künftig „besser mithalten kann“ mit all den Teams aus dem vorderen Drittel der Liga. Vielleicht nicht unbedingt mit dem Meister aus Bietigheim oder dem Zweiten Thüringen. Aber mit Oldenburg, Buxtehude oder Metzingen. Nach Rang sechs im Vorjahr soll es in der neuen Saison jedenfalls weiter nach oben gehen. Platz vier, da sind sich Vorstand und Trainerin einig, soll am Ende rausspringen.

Kader umgebaut

Barna erzählt all das mit einer Zuversicht und Gelassenheit, die kaum Platz für Skepsis und Zweifel lässt. Schon kurz vor dem Training, in ihrer Ansprache an das Team, spricht die 56 Jahre alte Ungarin von „hoher Belastung“ und „einer schwierigen Zeit“, die nun bevorstünde. Aber auch von Erfolg. Natürlich wissen sie in Dortmund, dass alleine durch Fitness keine Spiele gewonnen werden. Deshalb haben sie ja im Verein den Kader der Vorsaison gründlich analysiert und umgebaut. Der Rückraum wurde verstärkt mit Irene Espinola Perez (24) und Emilia Galinska (24).

Zudem kamen Caroline Müller (23) und Johanna Stockschläder (22). Ildiko Barna begrüßt am Dienstag alle vier Neuzugänge, und bis auf Vanessa Brandt und Leonie Kockel, die aus der eigenen Jugend aufgerückt sind, fehlt auch sonst keine Spielerin. Einzig Torhüterin Clara Woltering (34) muss wegen Problemen an der Halswirbelsäule etwas kürzer treten. „Dieser Kader“, sagt Barna dann auch sichtlich zufrieden, „hat viel Potenzial.“

Nadgornaja jetzt Mansson 

Mit dabei ist auch wieder Nadja Mansson, besser bekannt unter ihrem Mädchennamen Nadgornaja. Die linke Rückraumspielerin fehlte zuletzt wegen ihrer Schwangerschaft und der Geburt ihres Kindes fast ein Jahr lang. Für Barna ist sie daher so etwas wie „ein fünfter Neuzugang“. Mansson selbst sieht sich hinsichtlich ihrer Rückkehr auf einem guten Weg, die Übungen am Dienstag absolviert sie ohne Probleme. Schon seit Längerem befindet sich die 1,84 Meter große Rechtshänderin wieder im Athletik-Training. Die lange Pause merkt man Mansson nicht an, auch wenn sie selbst von sich sagt, dass sie noch Zeit brauchen wird. Zeit, wieder zu alter Stärke zurückfinden. Jetzt gelte es aber erst einmal, „das Gefühl für den Ball“ wieder zurückzugewinnen.

Ildiko Barna will ihr dabei helfen. Für die Trainerin ist die Rückkehr der 28-Jährigen ein Segen. Denn mit Mansson, aber auch der Spanierin Perez sowie der Polin Galinska stehen ihr gerade für den in der vergangenen Saison so oft harmlosen Rückraum wohl so viele Optionen offen wie noch nie in ihrer Dortmunder Amtszeit. „Ich denke, dass sie gut zusammenpassen werden“, sagt Barna, während ihr Schützlinge eine weitere Runde die Tribünen-Treppen rauf und runter wetzen müssen. Die Ungarin ist überzeugt davon „dass wir aus dem Rückraum in diesem Jahr viel, viel stärker abschließen werden“. Mehr als die mageren 601 Treffer in der vergangenen Saison – kein Team erzielte weniger – sollten es also schon sein.

Müller soll Spiel leiten

Mithelfen soll dabei auch Spielmacherin Caroline Müller. Von der früheren Oldenburgerin erwartet Barna, „dass sie viel Verantwortung übernimmt und das Spiel leitet“. Alle Neuzugänge, und das ist Barna besonders wichtig, hätten zudem die Qualität, auch defensiv – eine der Stärken der Borussia – ihren Beitrag zu leisten. „Hier müssen wir stabil bleiben“, betont die Trainerin. Und so wartet in den kommenden Wochen noch ein intensives Vorbereitungsprogramm mit Trainingslager, Turnieren, Testspielen und vor allem viel Arbeit auf die BVB-Handballerinnen. 

Info:

Woltering noch angeschlagen

Torfrau Clara Woltering steht hat derzeit noch mit den Nachwirkungen ihres schweren Zusammenpralls mit der Rumänin Cristina Zamfir aus dem EM-Spiel im Dezember zu kämpfen. "Nichts schlimmes", gibt die 34-Jährige schnell Entwarnung, trotzdem verzichtet sie weitgehend auf die erste Einheit der neuen Saison. Sie hofft, in der kommenden Woche wieder voll einsteigen zu können. Einer, der sich besonders auf die deutsche Nationaltorhüterin freut, ist Bernward Rieke. Der 50-Jährige ist neuer Torwarttrainer bei den Schwarzgelben. Er kam vor der Saison vom Zweitligisten VfL Eintracht Hagen.

Oliver Brand (Ruhr Nachrichten)

Viele Bilder und ein Video vom ersten Training gibt es hier: http://www.ruhrnachrichten.de/sport/bvb-handball-damen/handball/Potenzial-fuer-mehr-BVB-Handballerinnen-starten-in-die-Vorbereitung;art2105,3315404