Es fiel den BVB-Frauen sichtlich schwer, wenigstens ein kleines zaghaftes Lächeln auf das Gesicht zu zaubern. Zu groß war die Enttäuschung über das Pokal-Aus, zu tief saß der Frust über die 21:29 (12:15)-Niederlage gegen den Buxtehuder SV. Und die bittere Erkenntnis war, dass Borussia Dortmund derzeit gehobenen Ansprüchen nicht genügt.

Dabei war es so schön, diesen süßen Traum zu leben: Wieder durch den DHB-Pokal zu marschieren, wieder auf dem Weg zum Final Four diese enorm starke Mannschaft aus Buxtehude im Achtelfinale aus dem Weg zu räumen. Aber die 60 Minuten in der Halle Wellinghofen führten doch recht ungeschminkt vor Augen, dass dieser Wunschtraum irgendwie nicht realistisch war. Die Borussia hatte nicht die spielerische Klasse, schlichtweg nicht die Qualität, die Norddeutschen über die gesamte Spielzeit auf höchstem Niveau zu fordern.

„Die Mädels haben heute wirklich alles gegeben“, sagte Ildiko Barna, und es sollte kämpferisch klingen. Das aber reichte nur, um gut 40 Minuten mitzuhalten und die Partie offen zu gestalten. Der Pausen-Rückstand von 12:15 schien noch aufholbar, Buxtehude war ja nicht so ganz frei von Schwächen. Und plötzlich stand es ja auch nur noch 17:18, Stella Kramer hatte innerhalb weniger Minuten drei Mal getroffen, eine neue Sensation lag vor 500 Zuschauern in der brodelnden Halle Wellinghofen irgendwie doch in der Luft.

Bölk in Manndeckung

Es hatte sich ausgezahlt, dass die BVB-Trainerin tief in die taktische Trickkiste gegriffen und die enorm starke Karina Traumüller beauftragt hatte, die erst 18-jährige Emily Bölk in Manndeckung zu nehmen. Aber die Hoffnung, das Spiel noch zu kippen, schwand schnell. Wie schon in die Partien zuvor war der BVB einfach nicht in der Lage, auch einmal ein paar einfache Tore zu erzielen. „ Wir müssen uns jeden Treffer sehr, sehr hart erarbeiten“, sagte Barna und legte dabei den Finger auf die ganz große Wunde im Dortmunder Angriffsspiel. Ohne die verletzten Alina Grijseels und Carolin Schmele („Ich hoffe, ich bin am 19. November in Neckarsulm wieder am Ball“) ist das Spiel aus dem Rückraum viel zu durchsichtig, viel zu unkreativ. Und was noch viel mehr ins Gewicht fällt: Die Wurfausbeute ist einfach zu mangelhaft, Harma van Kreij, Mira Emberovics und Rafika Ettaqi sind aktuell mit der Rolle einer Shooterin überfordert.

Ildiko Barna versuchte zu wechseln, was die Bank hergab, aber da waren ihr enge Grenzen gesetzt. „Buxtehude konnte weit besser wechseln als wir“, sagte Virag Vaszari. Tatsächlich brauchten diejenigen, die die BVB-Trainerin aufs Parkett schickte, eine zu lange Anlaufzeit, „sie müssen sofort da sein, aber das waren sie heute nicht“ gestand Ildiko Barna.

Rote Karte für Woltering

Und so fügte sich eins zum anderen. Buxtehude erzielte seine Tore mit konstanter Boshaftigkeit, vor allem der gegnerische Rückraum hatte offenbar den Zaubertrank gefunden, wie man auch eine Clara Woltering, die sich acht Minuten vor Abpfiff auch noch nach einer überharten Aktion die Rote Karte einhandelte, auch mal schlecht aussehen lässt. Buxtehude zog auf und davon, „wir waren im Angriff einfach nicht durchschlagskräftig genug“, gab Vaszari zu. So war die Niederlage verdient, fiel aber sicher zu hoch aus. Und es wird ein wenig dauern, bis das Lächeln wieder zurück auf den Gesichtern ist. 

Gerd Strohmann (Ruhr Nachrichten)