Vor knapp einem Jahr begann alles mit einigen Scherzen, an die sich Bernward Rieke noch lebhaft erinnern kann. Neben seiner Tätigkeit als Torwart-Trainer beim damaligen Drittligisten VfL Eintracht Hagen füllte er diese Position auch beim TuS Wellinghofen in der Landesliga aus. Dort trainierte häufig der Damen-Erstligist Borussia Dortmund vor den Herren. Und immer mal wieder sprach deren Trainerin Ildiko Barna den 50-Jährigen an. "Sie hat öfter mal gesagt, dass ich die Torhüter nicht so hart rannehmen soll. Ich habe stets entgegnet: Doch, immer. Dann hat sie stets erwidert, dass ich dann auch die Torhüter ihrer Mannschaft trainieren könnte", erinnert sich der Hauptbrandmeister der Hagener Feuerwehr, der aber keineswegs damit rechnete, dass Barna ernst machen würde. Umso überraschender kam die Anfrage nach der Spielzeit für Rieke.

"Sie hat mich angesprochen, ob ich es machen möchte. Das Ganze habe ich mir dann reiflich überlegt, auch mit einigen Personen gesprochen, die in dem Bereich tätig sind. Und natürlich musste ich das auch familiär abklären", resümiert Rieke bezüglich seiner Entscheidungsfindung. Da ihm aber alle Beteiligten schnell signalisierten, dass sie an seiner Stelle sofort zuschlagen würden, fiel ihm die Entscheidung letztlich leicht. "So eine Chance bekommt man sicherlich auch nur einmal im Leben", unterstreicht der Iserlohner. Verständlich, schließlich trifft er in Dortmund unter anderem auf die deutsche Nationaltorhüterin, 2009 Spielerin des Jahres in Deutschland und 2015 MVP des Champions League Final 4. 

Daher liefen auch die Gespräche mit Abteilungsleiter Andreas Heiermann und seinem Stellvertreter Andreas Bertels problemlos ab: "Wir haben uns nur über die Modalitäten unterhalten, wie oft ich da sein soll und welche Ansprüche an mich gestellt werden." Wegen Woltering steht für Rieke im Juli auch das nächste Highlight an. Dann wird er mit Damen-Bundestrainer Michael Biegler das Trainingsprogramm und die Zielvorgaben für Woltering im Hinblick auf die Heim-Weltmeisterschaft, die im Dezember beginnt, abstimmen. 

"Vielleicht darf ich im Dezember dann ja sogar zur WM fahren", ergänzt Rieke augenzwinkernd. Bis dahin steht aber erst einmal viel Arbeit für den 50-Jährigen auf dem Programm, sobald der BVB mit der Saisonvorbereitung beginnt. Trainingsauftakt ist der 11. Juli, dann wird sich Rieke erst einmal mit dem Torwart-Trio der Dortmunderinnen austauschen, will er doch auf die Wünsche und Vorstellungen seiner Schützlinge eingehen, so wie er es zuvor auch bei den Grün-Gelben getan hat. Fest eingeplant ist er zudem auf der Bank: "Barna wünscht sich, dass ich mich komplett um die Torhüter kümmere, auch wenn sie während des Spiels zur Bank kommen." 

"Es ist natürlich schade, dass uns Bernward verlässt. Er war so etwas wie die gute Seele der Mannschaft. Es ist aber natürlich eine einmalige Chance, in Dortmund Bundesliga zu trainieren. Daher unterstütze ich ihn in seiner Entscheidung und wünsche ihm alles Gute", betont Cheftrainer Niels Pfannenschmidt. "Ich möchte mich bei Bernward für seinen Einsatz im Namen der Mannschaft, speziell der Torhüter, und des Vereins bedanken. Wir verlieren nicht nur einen guten Torwart-Trainer, sondern auch einen tollen Typen. Wir können ihn aber verstehen, da die neue Aufgabe für ihn außerordentlich reizvoll ist", erklärt Sportdirektor Michael Stock stellvertretend für die gesamte Eintracht-Familie, die Rieke bei seinem neuen Engagement den größtmöglichen Erfolg wünscht.

PM VfL Eintracht Hagen, red - Foto: Marcel Schweppe (handball-world)