Der Saisonauftakt in die Frauenhandball-Bundesliga (HBF) ist den BVB Handball Damen mit einem 28:27 (12:11)-Erfolg beim TV Nellingen geglückt. Dabei mussten die Dortmunderinnen zum Ende hin allerdings nochmal mächtig zittern.

Als Svenja Huber 30 Sekunden vor dem Ende des Gastspiels ihrer Mannschaft beim TV Nellingen zum Siebenmeterstrich ging, war die Spannung in der Sporthalle 1 in Ostfildern greifbar: Die Schwarzgelben lagen nach einer starken Nellinger Aufholjagd in der Schlussphase beim 27:26 nur noch mit einem Tor in Front, Huber musste also treffen, um den Auswärtssieg sicherzustellen. Keine einfache Situation, doch die Nationalspielerin netzte eiskalt ein und sorgte damit dafür, dass das Team von Trainerin Ildiko Barna die Punkte mit auf den Heimweg nehmen konnte.

Zuvor hatten die Gäste bereits mit vier Toren geführt (27:23, 55.), doch die „Hornets“ aus Ostfildern gaben nicht auf und zeigten, warum Barna im Vorfeld der Partie nicht müde wurde, vor einem extrem schwierigen Auftaktgegner zu warnen: Mit einem lautstarken Heimpublikum im Rücken kämpfte sich die Mannschaft von Coach Pascal Morgant, angetrieben von der Gewissheit, nichts zu verlieren zu haben, nochmal heran und erzwang so das Herzschlagfinale. „Es war klar, dass diese Partie kein einfaches Spiel für uns werden würde“, sagte die Gästetrainerin nach der Partie und erklärte anschließend: „Wir waren nervös und haben zu viele Fehler gemacht.“

Die Ausgangslage war klar: Nellingen, in der vergangenen Saison nur haarscharf am Abstieg vorbeigeschrammt, konnte und wollte sich nicht gegen die Außenseiterrolle wehren. Für den BVB blieb somit, besonders unter Berücksichtigung der aus Baden-Württemberg kommunizierten Verletzungsmisere, die Favoritenrolle. Dass die „Hornets“ dann von Beginn an alles andere als wie ein verletzungsgebeutelter Abstiegskandidat auftraten, zeigte in der Anfangsphase seine Wirkung. Sie traten mit vier von vier angeschlagenen Rückraumspielerinnen an, spielten lange Angriffe und fanden immer wieder kleine Lücken in der grundsätzlich stabilen Dortmunder Defensive. Folglich brauchten die Schwarzgelben aus dem Ruhrgebiet 20 Minuten, um in die Partie zu finden (6:8, 20.), weil auch Anne Bocka im Nellinger Tor eine starke Partie absolvierte. Dann aber zeigte Barnas Team seine Qualität und schloss die kleinen Lücken in der Abwehr. Vorne kreierten die Gäste durch druckvolles Tempospiel hochprozentige Abschlüsse für die Rückraum- und Außenspielerinnen. So übernahmen sie nach fünf Toren in Folge die Führung (11:8, 26.), die auch zur Pause beim 12:11 noch Bestand hatte.

Nach dem Seitenwechsel waren die Gastgeberinnen erfolgreich darum bemüht, den Anschluss zu behalten, was ihnen auch gelang: Der Start in den zweiten Durchgang glich dem in die erste Halbzeit, vorne waren die vereinzelten überhasteten Dortmunder Abschlüsse leichte Beute für Bocka und auch hinten gab es wieder zu viele Lücken, als dass der BVB die Kontrolle über das Spiel hätte behalten können. Es ging folglich über Unentschieden und Führungen mit einem Tor auf beiden Seiten in die entscheidende Schlussviertelstunde. Und in der machte Barnas Mannschaft über weite Strecken Vieles richtig: Hinten entschärften die Torhüter einige Würfe, während die Angriffe geduldig und überlegt zu Ende gespielt wurden. Sinnbildliche Personalie war Johanna Stockschläder. Der Neuzugang auf Linksaußen erzielte in dieser Phase drei Tore und traf viele richtige Entscheidungen.

Resultat war die bereits erwähnte vier-Tore-Führung fünf Minuten vor Schluss. Ein Polster, das der BVB in die Schlussminute rettete: Bei eigenem Ballbesitz und einem hauchdünnen Vorsprung (27:26) überschlugen sich dann die Ereignisse: Die starke Nadja Mansson (sieben Tore) brach auf der Halbposition durch und scheiterte unter Bedrängnis an Bocka. Doch Alina Grijseels sicherte sich den Abpraller, wurde rüde von den Beinen geholt und es gab völlig zurecht den entscheidenden Siebenmeter. Den verwandelte Huber eiskalt und bescherte ihren Farben so einen gelungenen Saisonauftakt.

Auch wenn diese Schlussphase allgemein Werbung für den Handballsport und all seine Facetten war, wird sich im Dortmunder Lager wohl kaum jemand beschweren, wenn die BVB Handball Damen es am kommenden Samstag im ersten Heimspiel der Saison weniger spannend machen. Um 19.30 Uhr fordern die Schwarzgelben den Aufsteiger HSG Bensheim/Auerbach in der Sporthalle Wellinghofen (Am Lieberfeld 13, 44265 Dortmund, live auf sportdeutschland.tv) – dieses Mal dann selbst mit einem tollen Publikum im Rücken.

BVB: Woltering, Ferenczi – Kramer, Grijseels (4/1), Weisheitel, C. Müller, A.Müller (1), Espínola Perez (3), Galinska, Stockschläder (3), van Kreij (2),