Das nackte Ergebnis stand für Ildiko Barna nach 60 doch sehr durchwachsenen Minuten im Vordergrund. Mit dem 26:24 (14:11) gegen Kellerkind SVG Celle erfüllten Borussia Dortmunds Handballfrauen zwar die Pflicht, die Kür aber misslang. Am Ende macht die individuelle Klasse der Borussinnen den Unterschied.

Vor nur 400 Zuschauern zur ungewohnten Fußball-Zeit um 15.30 Uhr lief der BVB in der Halle Wellinghofen  zwar eigentlich nie Gefahr, dieses Spiel aus der Hand zu geben, doch etliche Phasen mit unkonzentrierter Abwehrarbeit ließen die doch sehr limitierten Niedersachsen immer wieder ins Spiel zurückfinden. „Solche Undiszipliniertheiten dürfen wir uns eigentlich nicht erlauben“, meinte Alina Grijseels selbstkritisch. 24 Gegentore gegen eine Mannschaft, die ausschließlich aus der Distanz zu ihren Toren kam, waren am Ende zudem deutlich zu viel.

Gute Kreisanspiele

Über einige gute Kreisanspiele vorrangig von Mira Emberovics fanden die BVB-Frauen gut in die Partie. Die Ungarin schloss auch selbst energisch ab – daraus resultierte schnell eine 4:2-Führung, die auf 7:3 anwuchs. Celles 5:1-Deckung wies immer dann Lücken auf, wenn Dortmund schnell kombinierte. „Einige sehenswerte Angriffe“ hatte nicht nur Barna in dieser Phase gesehen, doch weil defensiv die 6:0-Deckung viel zu statisch agierte, kam Celle immer wieder zu unnötigen Treffern – so sprang aus der Überlegenheit viel zu wenig Kapital heraus.

Im Gegenteil: Nach 11:7 hieß es nur noch 11:9, immerhin fand sich immer dann, wenn Celle herankam, jemand, der mit seiner individuellen Klasse in die Bresche sprang, bevor es richtig eng wurde. Stella Kramer, die auf Rechtsaußen diesmal begann, schloss zwei Mal erfolgreich ab, das 14:11 zur Pause stimmte einigermaßen versöhnlich.

Rückraum-Schüsse bereiten Probleme

Es ging auch nach der Pause wechselhaft weiter. Schöne Gegenstoßtreffer sorgten für Szenenapplaus, wechselten sich aber mit leichten technischen Fehlern ab. Der BVB hatte weiter Probleme, die Celler Schüsse aus dem Rückraum zu lesen und vor allem zu verteidigen. „Wir sind einige Male zu spät herausgerückt“, gab auch Barna zu.

Clara Woltering parierte insgesamt zwölf Bälle, und bei 22:17 nach zwei tollen Rückraumwürfen der erneut starken Harma van Kreij schien die Vorentscheidung gefallen zu sein. Nach dem Tor zum 23:18 aber blieben die BVB-Frauen geschlagene sechs Minuten ohne eigenen Treffer, auch der von Barna gut gemeinte Versuch, der jungen Annamaria Ferenczi in dieser Phase Spielpraxis zu verschaffen, ging nach hinten los. Plötzlich stand es nur noch 23:22.

Huber macht alles klar

Diesem Druck aber hielt der BVB stand – mit dem 26:23, ihrem ersten Feldtor, machte Svenja Huber den Deckel drauf. „Es war nie das Gefühl da, dass wir dieses Spiel nicht gewinnen könnten“, meinte Barna später milde. Vielleicht war es genau dieses Gefühl, das bei ihren Spielern aber auch die letzte Anspannung und Konzentration verhindert hatte.

Unterm Strich war der Sieg aber verdient und sorgte für einen positiven Abschluss einer Hinrunde, die geprägt war von einigen Problemen. „Uns fehlten zum Teil drei wichtige Rückraumspielerinnen gleichzeitig“, rief Barna in Erinnerung. „Ich bin daher mit der Hinrunde nicht unzufrieden.“ Mit vier weiteren Mannschaften wird Dortmund wohl auch in der Rückrunde um den prestigeträchtigen vierten Platz streiten.

BVB: Woltering, Ferenczi, Burrekers - Huber (5/4), Kramer, van Kreij (je 4), Emberovics (3), Traumüller, Müller, Weisheitel, Grijseels (je 2), Zimmermann, Ettaqi (je 1)

Dirk Krampe (Ruhr Nachrichten)