30 Minuten lang konnten die Handball-Damen von Borussia Dortmund den großen Favoriten Metz Handball im Achtelfinal-Rückspiel der EHF Champions League ärgern. Mit nur vier Toren Rückstand beim 10:14 ging es in die Kabine. Nach der Pause war der BVB dann chancenlos und unterlag am Ende mit 19:32. Das Hinspiel vor einer Woche in Dortmund hatte Metz mit 30:22 gewonnen.

Im ausverkauften Palais Omnisports Les Arenes von Metz sorgten 4000 Zuschauer für eine extrem lautstarke und emotionale Kulisse. Doch von Verunsicherung oder Respekt war bei den Handball-Damen von Borussia Dortmund keine Spur. Der Start verlief gänzlich anders als vor einer Woche, als der Deutsche Meister bis zur 13. Minute schon hoffnungslos mit 1:6 zurückgelegen hatte. Diesmal war die Sieben von Chef-Coach André Fuhr wacher. Kapitänin Alina Griseels und Kreisläuferin Merel Freriks hatten die Schwarzgelben schnell mit 2:0 in Führung gebracht, anschließend traf Mia Zschocke doppelt zum 4:3. Und als 13 Minuten gespielt waren, führte der BVB nach dem zweiten Treffer von Alina Grijseels mit 5:4. Der BVB war gegenüber der Vorwoche nicht wiederzuerkennen, erwies sich als unbequemer Gegner, präsentierte sich mit einem anderen Gesicht und hatte sich den Respekt der Fans und des Gegners erarbeitet.

Dabei hatte der BVB bereits vor dem Anpfiff einen ersten Schockmoment zu verdauen. Linksaußen Jennifer Gutiérrez Bermejo hatte sich in der Aufwärmphase verletzt und konnte nicht mehr eingesetzt werden. Ihre Vertreterin Jackie Moreno machte ihre Sache aber nicht schlecht. Die zuletzt unsichere Moreno überwand die französische Torhüterin zweimal bis zur Pause aus schwieriger Position.

Nach einer guten Viertelstunde dann der nächste Schock für die Schwarzgelben. Alina Grijseels verletzte sich nach einem Angriff und musste auf die Bank, um ihr Knie zu kühlen. Sechs Minuten später war sie wieder dabei.

„Wir wollen mit Würde und erhobenen Hauptes dieses Achtelfinale der Champions League beenden. Das Resultat ist nicht das wichtigste“, hatte André Fuhr als Ziel ausgegeben. Diesmal hatten seine Spielerinnen zugehört. Die Chancenverwertung war ordentlich, die offensive Abwehr machte ihre Sache richtig gut. Das gegen schnelle Mannschaften wie Metz Handball riskante 7:6-Überzahlspiel funktionierte dagegen nicht so erfolgreich wie im Hinspiel. Dass es am Ende des ersten Durchgangs dennoch nur 14:10 für den Französischen Meister hieß, war hauptsächlich der individuellen Klasse von Meline Nocandy und Grace Zaadi geschuldet. Solch hochtalentierte Weltklassespielerinnen sind auch mit dem größten Kampfeswillen nicht in den Griff zu bekommen.

Nach der Pause zauberte Metz, machte noch mehr Druck, während der BVB in dieser wichtigen Phase versuchte, den Abstand nicht zu groß werden zu lassen. Keine einfach Sache gegen eine aggressiv verteidigende französische Abwehr. Nach fünf Minuten in Halbzeit zwei hatte sich Metz auf 18:12 abgesetzt. Borussen-Coach André Fuhr sah nicht besonders glücklich aus, als Chloé Valentini schnell hintereinander auf 21:13 und 22:13 erhöhte.

André Fuhr versuchte alles, als er seine Spielerinnen im zweiten Timeout (40.) auf neue taktische Varianten einzustellen versuchte. Mit zwei Kreisläuferinnen und mit einer offensiven 4:2-Abwehr sollte der Abstand verringert werden.

Ein Balance-Akt, den die schnelle Chloé Valentini mit ihren einfachen Treffern ins leere Tor böse bestrafte. Nach 44 Minuten hieß es 26:16 für Metz, das immer besser ins Spiel kam, während der BVB bis dahin erst drei Tore in Halbzeit zwei geworfen hatte. Gegen die massive französische Deckung hatte der BVB-Positionsangriff große Probleme. Am Ende wurde es deutlich. Als Alina Grijseels wegen eines Wechselfehlers für zwei Minuten auf die Bank musste, erhöhte Metz auf 30:17. Das Spiel war damit entschieden. Metz feierte lange vor dem Abpfiff ausgelassen den Einzug ins Final Four in Budapest.

Für den BVB blieb der Trost, nach einer fantastischen Gruppenphase zumindest die zweite Hälfte im Hinspiel in Dortmund und die erste Hälfte im Rückspiel in Metz respektabel gestaltet zu haben.

Erstes Fazit von Kapitänin Alina Grijseels: „Metz hat verdient vor diesem grandiosen Publikum gewonnen. Für uns war das eine tolle Erfahrung, mit den besten Teams der Welt zu spielen. Das war sehr wichtig für uns. Aber wir sind stolz darauf, bis hierhin gekommen zu sein“.

BVB: ten Holte, Kohorst; Griseels (3), van Zijl, Zschocke (2), van der Heijden (2), Rønning (3/1), Gutiérrez Bermejo, Moreno (2), Freriks (2), Uścinowicz (1), Abdulla (4)