Carolin Schmele erlaubt sich sogar eine kleine Prise Galgenhumor. "Ich kann schon wieder viel machen, eigentlich fast alles, außer richtig Handball spielen", sagt die Rückraumspielerin der BVB-Frauen. Doch damit schon genug Pessimismus, nach nunmehr fünf Monaten Verletzungspause mit einer hartnäckigen Schambeinentzündung blickt die 26-Jährige verhalten optimistisch nach vorn.

Jetzt geht es erst einmal noch ein paar Tage nach Regensburg zur Reha, dann will sie wieder ins Geschehen eingreifen. Anfang April, so der Zeitplan, will sie wieder auf dem Bundesliga-Parkett stehen, „ich bin guten Mutes“, sagt sie, und es klingt nicht zaghaft. Offenbar habe sie vor einigen Wochen doch ein wenig zu früh wieder mit dem Werfen begonnen, nun müsse sie mit „dem kleineren Rückschlag“ leben.

Die Gesundheit meinte es nicht immer besonders gut mit der gebürtigen Oldenburgerin, die vor drei Jahren den Weg zu den Handballerinnen von Borussia Dortmund fand. Als klassische Shooterin wurde sie verpflichtet, als eine Spielerin, die auch dank ihrer 185 Zentimeter mal ein paar leichte Tore wirft. Sie wurde gleich wichtig für den BVB, sie weiß, wo das gegnerische Tor steht. Und wurde doch immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen. „Es war nicht immer eine glorreiche Zeit“, sagt sie, „die Hälfte der drei Jahre war ich leider verletzt und bin ausgefallen“.

Und auch jetzt hat sie die Schambeinentzündung länger zum Zuschauer verurteilt als geahnt. „Das hatte ich so nicht befürchtet“, sagt sie, und es klingt durch, wie sehr sie die Zwangspause wurmt. Es habe stellenweise richtig weh getan, nur noch zuschauen zu dürfen, aber sie habe versucht, „geduldig zu bleiben und die Sache so nüchtern wie eben möglich zu sehen“. Frauen-Handball ist nicht eben etwas für zartbesaitete Damen, „da gehören Verletzungen eben dazu“.

Lücke gerissen

Aber es ärgert sie schon mächtig, dass sie dann im Spätherbst ausfiel. „Ich war gut in Form“, versichert sie, und sie wusste natürlich auch, wie sie im Rückraum gebraucht wurde, nachdem sie zu Saisonbeginn Nadja Nadgornaja mit Schwangerschaft abgemeldet hatte. Sie sollte die Lücke füllen, nun riss sie selbst eine große.

Und wenn sie zurückblickt, dann ist sie nicht gerade überzeugt davon, dass alles optimal lief. Die Pause hätte vielleicht „auch etwas kürzer ausfallen können“, glaubt sie, sie ist nicht davon überzeugt, dass die medizinische Voraussetzungen immer so gegeben waren, wie sie sein müssten. Und sie hat auch leise Zweifel, ob in Sachen Physiotherapie alles herausgeholt worden sei. Da hätten die Fußballer es manchmal vielleicht etwas besser.

"Warte auf den Startschuss"

All diese Gedanken sollen aber schon sehr bald der Vergangenheit angehören, Carolin Schmele will zumindest in der Endphase der Saison noch einmal richtig angreifen. „Ich warte jetzt auf den Startschuss, ich habe die Runde noch längst nicht abgeschrieben.“ Schließlich geht es auch darum, wo sie in Zukunft Handball spielt. Erste Gespräche habe sie mit der Borussia bereits geführt, „es gefällt mir in Dortmund“, sagt sie. Allerdings gebe es auch Anfragen anderer Klubs. „Jetzt aber geht es erst einmal darum, sich deshalb keinen Kopf zu machen, jetzt will ich erst mal wieder spielen.“ Und vor allem richtig gesund zu werden.

Gerd Strohmann - Foto: Ludewig