Die Handball-Damen von Borussia Dortmund haben das erste Play-off-Spiel um den Einzug ins FINAL4 der EHF Champions League vor 2000 Zuschauern in der Helmut-Körnig-Halle zwar mit 22:30 (9:18) verloren - die Leistung in der zweiten Hälfte macht aber Mut für das Rückspiel in einer Woche.

60 Minuten lang kämpften die Schwarzgelben aufopfernd und leidenschaftlich, glichen die überragende Qualität der Französinnen mit einem verbissenen Einsatzwillen aus, immer wieder unterstützt von den Dortmunder Fans auf den Rängen, die sich ein lautstarkes Duell mit den rund 100 aus Lothringen angereisten Fans lieferten.

Am Ende durften die Spielerinnen von Borussias Chefcoach André Fuhr trotz des hohen Rückstands von acht Toren erhobenen Hauptes und nicht mit hängenden Schultern vom Parkett gehen. Gegen den routiniert aufspielenden französischen Klub, in der nationalen Liga nach 19 Siegen aus 19 Spielen unangefochten an der Spitze, war einfach nicht mehr drin. Zumal der BVB besonders in der ersten Hälfte nicht seinen besten Tag erwischte.

Auch die Voraussetzungen waren nicht unbedingt die besten. Corona war im Vorfeld mit voller Wucht beim BVB angekommen. Allein fünf Spielerinnen des deutschen Meisters waren es in den zurückliegenden zwei Wochen. Fast im Tagesrhythmus traf es immer wieder neue Leistungsträgerinnen. Die Bundesligaspiele gegen Halle und Bensheim/Auerbach mussten abgesagt werden. Nur gut, dass zumindest Linkshänderin Laura van der Heijden noch rechtzeitig fit wurde, um im wichtigsten Spiel der jüngeren BVB-Vereinsgeschichte dabei zu sein.

Nach einem ersten Abtasten fand Metz schnell ins Spiel, führte nach fünf Minuten mit 4:0, während beim BVB van der Heijden, Grijseels, Feriks und Zschocke nicht zum Abschluss kamen. Es dauerte sechs lange Minuten, ehe der BVB durch Mia Zschocke zum ersten Tor kam. Nach acht Minuten stand es 1:6, André Fuhr nahm die erste Auszeit und forderte: "Wir müssen mutiger sein, keine Angst haben."

Ändern sollte sich danach nichts. Die Abwehr der Gäste war aggressiv, sehr offensiv, die BVB-Positionsangriff fand keine Lücke gegen die großgewachsenen Französinnen. Kaum zu glauben: Nach 13 Minuten hatten die Schwarzgelben dreimal getroffen, davon zweimal durch Siebenmeter von Alina Grijseels. Richtigen Zug zum Tor konnten die Schwarzgelben einfach nicht entwickeln. Nach nur 20 Minuten nahm André Fuhr bereits die zweite Auszeit, versuchte es danach mit zwei Kreisläuferinnen. Nach 22 Minuten schaffte Alina Grijseels endlich den Anschlusstreffer zum 5:13.

Zufrieden sein konnte André Fuhr damit natürlich nicht. In den Schlussminuten des ersten Durchgangs ließ er durch Kücükyildiz und Gutiérrez gleich zwei Spielerinnen offensiv decken, erfolgreich war auch diese Maßnahme nicht. Mit 9:18 ging es in die Kabinen.

Im der zweiten Hälfte stemmte sich der BVB gegen die drohende hohe Niederlage. Endlich verteidigten die Schwarzgelben besser, kamen auf 14:21 (38.) heran. Als Merel Freriks auf 16:22 (43.) verkürzte, keimte Hoffnung auf. Die Borussinnen rappelten sich auf, kämpften sich zurück ins Spiel. Metz' Trainer Emmanuel Mayonade sah sich zu einer Auszeit genötigt. Und in diesem Tempo ging es weiter.

Als Mia Zschocke mit ihrem dritten Tor auf 21:26 (52.) verkürzte, war der BVB auf fünf Tore dran. In den letzten Minuten fehlte aber nicht nur das Glück, sondern auch die Kondition. Die ersatzgeschwächten Borussinnen waren platt, Metz kam zu einfach Toren und beendete das Spiel standesgemäß mit 30:22.

Das Rückspiel findet in einer Woche in Frankreich statt. Der Sieger der Begegnung zieht direkt ins FINAL4 ein, da der gesetzte Viertelfinal-Gegner Rostov/Don aus Russland von der EHF aus der Champions League ausgeschlossen wurde.

Die Stimmen zum Spiel:

BVB-Trainer André Fuhr: "In der ersten Hälfte waren wir gehemmt, sind einfach nicht in die Tiefe gekommen und haben schnell mit 0:6 zurückgelegen. Nach der Pause haben wir mit unserem 7:6-Spiel auch Metz vor Probleme gestellt. Das große Problem war aber unsere Chancenverwertung. Wenn die besser gewesen wäre, wäre auch mehr drin gewesen."

BVB-Präsident Reinhard Rauball: "Ich freue mich außerordentlich, dass wir zum ersten Mal mehr als 2000 Zuschauer hatten. Das ist eine Bestätigung für die geleistete Arbeit der Handball-Abteilung und der Beweis dafür, dass der BVB nicht nur Fußball ist. Im Spiel selbst sind wir unglücklich gestartet, haben viele Fehler gemacht. Nach der Pause haben wir aber alles gegeben und waren am Ende durch die vielen Ausfälle einfach müde."

BVB: ten Holte, Kohorst; Grijseels (9/4), van der Heijden (1), Kücükyildiz , Rønning (1), Zschocke (3 ), Moreno , Abdulla (2), Freriks (3), Sando (1), Uscinowicz, Gutierrez (2), Bomnüter