Sie waren mutig, sie haben bravourös gekämpft, sie haben nie aufgegeben, doch am Ende hat es nicht gereicht: Die BVB-Frauen unterlagen in Bietigheim mit 20:29 (11:13). So ärgerlich die Niederlage ist, weit bitterer ist die schwere Verletzung von Alina Grijseels.

Gerade erst genesen, zog sich die junge Nationalspielerin bei einem Sturz einen doppelten Bruch des Unterarms zu. „Das ist einfach eine Katastrophe für uns“, sagte eine hörbar geschockte BVB-Trainerin Ildiko Barna. Alina Grijseels wurde noch in der Nacht operiert, sie fällt jetzt erst einmal viele Wochen aus.

„Es muss schon alles passen, wenn wir bei einem Titelanwärter punkten wollen“, hatte Ildiko Barna vor der Partie gesagt. Doch diese Mission hatten die Handballerinnen von Borussia Dortmund schon mit auf die lange Reise genommen: „Wir wollen den Favoriten ärgern.“

40 gute Minuten

Und genau das ist der Borussia dann zumindest 40 Minuten lang auch wirklich gelungen. Es hätte vielleicht sogar noch besser ausgesehen, wenn sich die Mannschaft nicht doch ein paar fahrige Zuspiele und ein paar technische Fehler zuviel geleistet hätte. Rafika Ettaqi hatte keinen Sahnetag erwischt, Mira Emberovics ist noch nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte, die Abwehr ist noch ein gutes Stück davon entfernt, ein echtes Bollwerk zu sein.

So hatte Bietigheim immer die Nase vorn, konnte sich aber lange Zeit nicht entscheidend absetzen. Vor allem Anne Müller gab der Abwehr Halt, kämpfte im Angriff am Kreis wie eine Löwin und erarbeitete so manchen Siebenmeter.

So stand es nach 28 Minuten schon ein wenig überraschend 11:11, und Bietigheim durfte froh sein, dass Maura Visser mit aller Präzision allein in der ersten Hälfte fünf Siebenmeter verwandelte. Es sah auch Anfang der 2. Hälfte nach einem 11:13-Pausenrückstand ganz gut aus, der BVB blieb im Spiel. „Das war richtig ordentlich“ sagte Ildiko Barna, „die Mannschaft hat sich energisch gewehrt“.

Schwere Wochen

Aber spätestens ab der 45. Minute brachen dann doch die Dämme. Bei den Gastgebern war eigentlich jetzt jeder Schuss ein Treffer, bei der Borussia ließ die Sicherheit nach, vieles wurde zu hektisch, der Gegner wurde zu Tempogegenstößen eingeladen, der Gastgeber baute locker seinen Vorsprung aus. Und die Körpersprache verriet auch, dass der Glaube, hier in Bietigheim etwas mitzunehmen, zunehmend schwand.

Die Hausherren, die am letzten Wochenende noch zweimal im EHF-Pokal gespielt hatten, spulten ihr Pensum munter herunter, die Borussia hatte dem nicht mehr entgegenzusetzen. Und Ildiko Barna hatte auch längst keine Möglichkeiten mehr, frische Kräfte einzuwechseln. So schlichen die Dortmunderinnen mit hängenden Köpfen vom Feld, mit den Gedanken bei Alina Grijseels und der Gewissheit, dass schwere Wochen auf sie zukommen.

BVB: Woltering, Burrekers, Ferenczi, Kramer, Grijseels (1), Weisheitel, Müller (2), Traumüller (3), Schmele (6/3), Ettaqi (1), van Kreij (3), Huber (2), Salberg, Emberovics, Vaszari (2)

Gerd Strohmann (Ruhr Nachrichten)