Die Handball-Damen von Borussia Dortmund lassen auch im DHB-Pokal nichts anbrennen. In der Bundesliga trotz großem Verletzungspech und mit arg dezimiertem Kader noch ohne Punktverlust auf Rang zwei, in der Champions League ebenfalls erfolgreich. Und im DHB-Pokal steht der BVB seit Mittwochabend im Viertelfinale. Im Achtelfinale beim Liga-Konkurrenten HSG Blomberg-Lippe setzten sich die Dortmunderinnen nach hartem Kampf und einer enormen Leistungssteigerung in den letzten 15 Minuten mit 34:30 (16:20) durch. 

Damit hat der amtierende Deutsche Meister die Scharte aus dem Vorjahr vergessen gemacht, als man im Achtelfinale hauchdünn in Buxtehude scheiterte und die einzige Niederlage des gesamten Spieljahres hinnehmen musste. „Wir haben immer gesagt, dass wir ins Final4 wollen, nachdem wir im vergangenen Jahr die Spiele nur am Fernseher verfolgen konnten. Wir wollen unbedingt nach Stuttgart. Ich bin stolz auf meine Mannschaft und habe Respekt, dass wir trotz aller Umstände noch verdient gewonnen haben“, kommentierte Borussen-Coach André Fuhr den harten Pokal-Fight.

Die Entscheidung fiel dabei erst in den letzten 15 Minuten. Bis dahin hatte Blomberg mit 26:21 (45.) geführt, innerhalb weniger Minuten drehte der BVB die Partie dank einer verbesserten Abwehrleistung und setzte sich schließlich verdient mit 34:30 durch.

Dass die Angelegenheit in der Lipperland-Halle in Lemgo kein Spaziergang werden würde, war von vornherein klar. Borussen-Coach André Fuhr, der jahrelang das Team aus Ostwestfalen trainiert hatte, ehe er über die Station TuS Metzingen zum BVB kam, hatte im Vorfeld von einer hohen Hürde gesprochen. Und die war es auch. Der Pokal hat eben auch im Handball seine eigenen Gesetze. Die beiden klaren Dortmunder Siege in den letzten beiden Bundesliga-Partien spielten da keine Rolle mehr.

Die HSG, in der Liga aktuell nur auf Rang sieben, begann erwartungsgemäß kampfeslustig, extrem aggressiv in der Abwehr und führte nach zehn Minuten mit 7:6, wobei allein Borussin Alina Grijseels mit drei Siebenmetern erfolgreich war. Vier Minuten später stand es nach zahlreichen Fehlwürfen und leichten Fehlern sogar 11:8 für Blomberg. Vor solch einer Situation hatte André Fuhr gewarnt: „Wir waren einfach nicht präsent, haben keinen Zweikampf gewonnen, haben nicht ins Spiel gefunden.“ Der Borussen-Coach sah wenig begeistert aus, als er nach 15 Minuten die erste Auszeit nahm und danach zunächst seine beiden farb- und glücklosen Stammaußen Berger und Gutiérrez Bermejo auf der Bank ließ und auch Madita Kohorst für Yara ten Holte ins Tor stellte.

Zumindest die Abwehr stand danach stabiler, hatte aber immer noch Probleme, die Ex-Dortmunderin Marie Michalczik in den Griff zu bekommen. Allein sechs Treffer bis zur 20. Minute und neun Tore bis zur Halbzeit-Pause sagen alles. Die viel zu passive BVB-Abwehr fand einfach keine passende Antwort auf die wurfgewaltige Rückraumspielerin. Als Leatitia Quist in der 22. Minute auf 15:11 erhöhte, lag der BVB zum ersten Mal mit vier Toren zurück.

Großes Pech dann zwei Minuten vor der Pause, als Mia Zschocke beim Stand von 17:15 für Blomberg zu unrecht für zwei Minuten vom Parkett musste. In Unterzahl kassierte der BVB dann gleich zwei Treffer (15:20). Nur gut, dass die Dortmunderinnen Sekunden vor dem Pausenpfiff zumindest auf 16:20 verkürzte.

Die Kabinenansprache von André Fuhr dürfte wohl lautstarker ausgefallen sein als normal. „Ich habe den Spielerinnen gesagt, dass wir so doch nicht aus dem Pokal ausscheiden wollen“, erklärte Fuhr später. 20 Tore hatte der BVB zumindest in der Bundesliga in der ersten Hälfte noch nie kassiert.

Im zweiten Durchgang kam der BVB zunächst bis auf 20:23 heran. Als Alina Grijseels in der 40. Minute dann aber mit einem Siebenmeter an Blombergs Torfrau Melanie Veith scheiterte und Michalczik mit ihrem zehnten Treffer im Gegenzug auf 26:21 erhöhte, lagen die Dortmunderinnen erneut fünf Tore zurück.

Doch der BVB schlug zurück, stand endlich aggressiv und aufmerksam in der Abwehr und überstand auch zahlreiche unberechtigte Zeitstrafen mit Klasse und Routine. Erst ein Schlagwurf von Alina Grijseels zum 24:27, dann der Treffer von Tina Abdulla zum 25:27 und schließlich das Tor zum 26:27 von Mia Zschocke. Fatos Kücükyildiz glich nur Sekunden später zum 27:27 aus, Merel Freriks schaffte sogar die 28:27-Führung (49.). Innerhalb von nur neun Minuten hatte der BVB einen Fünf-Tore-Rückstand egalisiert.

Wichtigste Aktion in dieser Phase: Torfrau Yara ten Holte parierte einen Siebenmeter (50.) von Michalczik und verteidigte damit die 29:28-Führung. Spannung pur in den letzten fünf Spielminuten - Zschocke und zweimal van der Heijden erhöhten auf 32:30 (57.). Und als erneut die überragende Laura van der Heijden 60 Sekunden vor Abpfiff mit ihrem elften Treffer zum 33:30 traf, war die Partie endgültig gelaufen.

BVB: Kohorst, ten Holte; Berger (1), Grijseels (6/3), Sando, Zschocke (3), Moreno (1), Kücükyildiz (1), Abdulla (4), Gutiérrez Bermejo, Freriks (6), van der Heijden (11), Rønning (1/1)