Rafika Ettaqi (26) ist Borussias Halbrechte. Nach einer schwierigen Schulter-OP ist die Linkshänderin nun wieder voll im Team und findet Spiel für Spiel zu alter Form zurück. In den letzten beiden Spielen schoss die Italienerin insgesamt 11 Tore und ist neben Nadja Nadgornaja die wichtige Stütze im Rückraum.

Rafi, wie geht es deiner Schulter? Wie fit fühlst du dich?

Meine Schulter hat nach der Operation zum Glück gut reagiert, sogar besser als ich erwartet habe. Dafür habe ich aber auch alles gegeben. Ich wollte wieder zurück auf 100%. Jetzt fühle ich mich gut. Ich weiß aber, dass ich weiter hart arbeiten muss, damit das so bleibt. Mit diesem Team spielen zu können ist dafür jedoch Motivation genug.

Wie schwer war diese Verletzung für dich und bist du jetzt wieder die „alte“ Rafi?

Als ich letzte Saison gemerkt habe, dass ich nicht mehr ohne Schmerzen spielen konnte, war es anfangs nicht einfach, die Situation zu akzeptieren. Ich habe mir dann jedoch gesagt, dass auch Verletzungen zum Sport dazu gehören und dass es vergehen wird. Jetzt bin ich auf einem guten Weg und ich arbeite weiter hart an mir. An dieser Stelle möchte ich vor allem meinen Team, der medizinischen Abteilung und dem Umfeld danken, die immer für mich da waren und mich in den schweren Zeiten ermutigt haben. Ich möchte außerdem dem Verein danken, der trotz der schwierigen Situation meinen Vertrag verlängern wollte.

Im Jahr 2016 seid ihr noch ungeschlagen und nach der Hinrunde auf Platz 6. Als Aufsteiger ein mehr als überraschendes Ergebnis. Was ist dein bisheriges Fazit zur Saison?

Zu allererst darf man nicht vergessen, dass unser Team sich gegenüber letzter Saison sehr verändert hat. Mit 7 neuen Spielerinnen und 4 rückkehrenden Langzeitverletzten dauert es seine Zeit bis das Zusammenspiel flüssig ist. Umso erstaunlicher die Platzierung. Ich glaube, dass wir mittlerweile einen guten Handball spielen. Wir haben ausgezeichnete Qualität auf allen Positionen und wir trainieren hart. Das Team bekommt langsam eine Persönlichkeit.

Was sind die Stärken eures Teams?

Die größte Stärke von diese Mannschaft ist, dass wir eine echte Mannschaft sind – auf und dem Spielfeld als auch außerhalb. Es macht einfach Spaß Teil dieser Mannschaft zu sein.

Du kommst aus Italien. Wie ist es für dich in Deutschland zu leben und wie deutsch bist du?

In meinem ersten Monat habe ich mich gefragt, ob es die richtige Entscheidung war nach Deutschland zu kommen. Jetzt bin ich jedoch sehr glücklich, hier zu sein. Ich fühle mich gut und Dortmund ist eine coole Stadt. Es gibt alles, was man zum Leben braucht. Es tut mir leid, deutsch werde ich deswegen jedoch nicht. Ich bin glücklich hier zu sein, aber mein Herz bleibt italienisch/marokkanisch.

Neben dem Handball arbeitest du in der Flüchtlingshilfe? Was machst du genau und wie kam es dazu?

Ich arbeite erst seit Kurzem mit Flüchtlingen. Doch ist diese neue Arbeit jetzt schon mehr als ein Job für mich. Ich arbeite mit Menschen, die alles verloren haben. Sie haben ihr Land verlassen in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Zu dem Job bin ich gekommen, weil ich arabisch spreche. Ich helfe also einerseits beim Übersetzen, andererseits versuche ich den Flüchtlingen die Grundlagen der deutschen Sprache und Kultur beizubringen. Ich wollte eigentlich etwas mit den Kindern machen, um Erfahrung für mein Studium zu sammeln. Dann kam jedoch das Angebot anderweitig im sozialen Bereich zu arbeiten und ich habe es angenommen. Ich denke auch diese Erfahrung ist für meinen Lebenslauf sehr positiv.

Und zum Schluss, was willst du mit dem BVB noch erreichen?

Mein größter Wunsch wäre es das Final Four in Leipzig zu gewinnen. Es ist ein großer Traum, aber warum nicht träumen! Dieses Team hat sehr viel Potenzial.