Der HC Leipzig hat den Kampf um die Lizenz für die Handball Bundesliga Frauen nach eigener Aussage endgültig verloren, zuletzt hatte es nach einer erfolgreichen Klage vor dem Lizenz-Schiedsgericht noch einmal Hoffnung gegeben - mit Frist von einer Woche hätte der Verein bis zum gestrigen Freitag einen Mittelzufluss von 600.000 Euro nachweisen müssen. Dies gelang bis zum Ablauf der Frist allerdings nicht.

"Das Geld ist nicht drauf. Ich bin enttäuscht und habe eben Insolvenzantrag gestellt", teilte HCL-Manager Kay-Sven Hähner (Foto: Michael Heuberger) dem MDR mit. Hähner bezog sich damit auf die Bedingung unter der das Lizenz-Schiedsgericht als letzte Instanz dem Verein doch noch die Lizenz erteilt hatte, da es Fehler von Seiten der Liga im Lizenzverfahren gesehen und vorherige Bescheide aufgehoben hatte. 

"Das Schiedsgericht unter der Leitung der Vorsitzenden Sylvia Schenk und den Beisitzern Dr. Markus Sikora und Alexander Wild erteilte dem HC Leipzig die Lizenz unter der Bedingung, dass bis einschließlich 14.07.2017 die unwiderufliche Einzahlung einer Eigenkapitalerhöhung i.H.v. 600.000 Euro nachgewiesen werden kann", so die Ligavereinigung HBF in ihrer Pressemeldung vor einer Woche. 

"Erfolgt der Nachweis gegenüber dem Schiedsgericht nicht fristgerecht, gilt die Lizenz als nicht erteilt", hieß es in der Stellungnahme des Ligaverbandes zur Entscheidung des Schiedsgerichtes weiter. Am heutigen Samstag bestätigte die HBF, dass der Verein diesen Nachweis nicht fristgerecht erbringen konnte. "Der HC Leipzig hat die im Schiedsgerichtsverfahren gestellte Bedingung, eine Einzahlung i.H.v. 600.000,- Euro bis einschließlich 14.07.2017 auf einem Konto der HC Leipzig GmbH gegenüber dem Schiedsgericht nachzuweisen, nicht erfüllt. Stattdessen wurde vom zuständigen Geschäftsführer beim Amtsgericht Leipzig ein Insolvenzantrag gestellt", so die HBF. 

Damit herrscht nun auch Klarheit über die Zusammensetzung der höchsten deutschen Spielklassen. "Der HC Leipzig ist somit endgültig Absteiger in die 3. Liga. Damit verbleibt gleichzeitig die SG H2Ku Herrenberg auch in der Saison 2017/18 in der 2. Bundesliga. Den freien Platz des HC Leipzig in der 1. Bundesliga nimmt nunmehr der HC Rödertal ein, der bereits durch Vorstandsbeschluss vom 08.06.2017 als eventueller Nachrücker zugelassen wurde", so die HBF. 

Der Nachweis einer Eigenkapitelerhöhung von 600.000 Euro war bereits eine der Bedingungen gewesen, die die Liga bereits in der ersten Runde der Lizenzvergabe am 19. Mai an den Verein gestellt hatte. Bis zum Ende der Frist am 31. Mai konnte der HCL den Zahlungseingang allerdings nicht nachweisen, die HBF stellte am 1. Juni fest, dass der Verein somit keine Lizenz habe. Da die Frist für eine Beschwerde gegen die Bedingung aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht abgelaufen war, legte der HC Beschwerde ein, die am 9. Juni vom Vorstand der Liga zurückgewiesen worden ist und dann vor dem Schiedsgericht erfolgreich war. 

Die Leipziger zeigten sich danach hoffnungsvoll: "Die Erfüllung der Auflage ist unstrittig. Sie war auch damals schon unstrittig. Wir erfüllen sie", hatte Leipzigs Manager Kay-Sven Hähner der Deutschen Presse-Agentur am vergangenen Freitag erklärt. "Es stehen Investoren bereit, die bereit sind dieses Kapital zu zahlen und wir müssen es jetzt nur auf die Konten der GmbH transferieren und der HBF nachweisen", hatte sich auch HCL-Teammanager Thomas Klein am vergangenen Samstag im Interview mit dem MDR optimistisch gezeigt - die Hoffnungen auf Investoren, die im Gegenzug für die Einzahlung der Summe entsprechende Anteile an der Spielbetriebs-GmbH erhalten sollten, zerschlugen sich aber in der Woche, der Club steht vor dem Neuanfang in der 3. Liga. 

Der HC Leipzig war lange Zeit das sportliche Aushängeschild der Stadt Leipzig, wurde mehrfach Mannschaft des Jahres in Sachsen und war über Jahre der Vorzeigeclub der Frauen-Bundesliga, unter anderem aufgrund der mit Abstand meisten Zuschauer nach dem Umzug in die neu erbaute Arena Leipzig. Doch neben den Fußballern von RB Leipzig erwuchs dem Club auch in der eigenen Sportart durch die in die 1. Bundesliga aufgestiegenen Männer des SC DHfK Konkurrenz. Die Zuschauerzahlen sanken, sportliche Erfolge wurden weniger und die Deckung des Etats immer schwieriger. 

Laut dpa sollen Sponsoren teilweise nicht mehr gezahlt oder ihr Engagement verringert haben, einige Zahlungen sollen aufgrund von Insolvenzen der Partner ausgefallen sein und die Situation verschärft haben. "Es war auch ein Fehler von mir, sich auf Handschläge zu verlassen und Verträge zu schließen, wo noch kein Geld da war", hatte Hähner Mitte Februar erklärt, als der Club die finanziellen Probleme öffentlich einräumte. "Die Geschäftsberichte der vergangenen Jahre zeigen aber auch: Bereits vor fünf Jahren hatte der HCL hohe Schulden, die seitdem immer mehr angewachsen sind", berichtete die dpa damals. 

Die Schulden wuchsen, zuletzt wurde in einer Vorlage der Stadt Leipzig von einer Summe von 1,3 Millionen gesprochen, die als Liquiditätszuführung nötig sei. Um diesen Betrag zu stemmen, hatte der HCL folgenden Plan: 600.000 Euro sollten von privaten Investoren fließen, 300.000 Euro durch Gläubigerverzichte und 100.000 Euro vom Unterstützerkonto, auf dem Geld gesammelt wurde. Hinzu kamen 200.000 Euro, die die Stadt als Zuschuss beschlossen hatte, wenn der Rest des Rettungsplans gestemmt worden sei. Doch dazu kam es am Ende nicht. 

Wie es nun weitergeht, ist unklar. In Shenia Minevskaja, Anne Hubinger, Franziska Mietzner, Karolina Kudlacz-Gloc, Alexandra Mazzucoo sowie Saskia Lang verließen nach dem Saisonende sämtliche Nationalspielerin den Verein. Schon während der Saison waren die Nationalspielerinnen Luisa Schulze und Katja Kramarczyk gegangen. Auch vom in der 3. Liga spielenden Junior-Team haben sich bereits einige Spielerinnen verabschiedet, allerdings kann der Verein auf eine starke Jugend setzen, die in den letzten Jahren immer wieder Erfolge bei den Deutschen Meisterschaften erzielte - wie die B-Jugend in diesem Jahr. Dies könnte die Keimzelle für einen Neuaufbau bilden.

chs, cie, dpa (handball-world)